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«Wachstum über Qualität erreichen»

Interview erschienen im Magazin «Facility Services» 5-21 (gekürzte Fassung)

Als Remo Hägni mit dem Skateboard und dem Putzkübel unter dem Arm zu seinem ersten Kunden kurvte – einer Boutique im Zürcher Niederdorf – schwor er sich, die Schaufenster gründlicher zu reinigen, als es sein Vorgänger tat. Remo Hägni hielt Wort und begeisterte den Kunden von Beginn weg. Das war 1981. 

Hägni gibt es seit über 40 Jahren. Erinnern Sie sich noch an die Anfänge?

Ja, wie es gestern gewesen wäre. Angefangen hat alles damit, dass ich als gelernter Schaufensterdekorateur schon immer Kontakt zu Fensterreinigern hatte. Nach der Lehre wollte ich gerne etwas anderes machen und habe bei einem bekannten Fensterreiniger gearbeitet. Mit dem Skateboard bin ich mit dem Putzkübel unter dem Arm von Haus zu Haus unterwegs gewesen. Allerdings war mein damaliger Chef nicht der beste Geschäftsmann und so kam es, dass er bald meinen Lohn nicht mehr zahlen konnte und ich selbständig wurde. Ich war gerade mal 21 Jahre alt. Der erste Kunde war das Schuhgeschäft Bally in Zürich. Ich bekam 80 Franken für die Fensterreinigung – im Monat, versteht sich. Die Freude und Motivation waren aber so gross, dass ich von einem Kunden zum anderen gegangen bin, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr bis heute.

Wie entwickelte sich das Unternehmen in den folgenden Jahrzehnten?

Mit «Schaufenster sauber machen» habe ich angefangen, bald kam das Reinigen von Restaurants und Büros hinzu sowie Bodenreinigungen. Damit haben sich die ersten Herausforderungen abgezeichnet. Es gab immer Probleme, wenn Steinböden Flecken oder Kratzer hatten. So entstand der Bereich «Steinveredelung». Dies macht in der Schweiz heute niemand so wie wir.  

Wie differenziert sich Hägni in der Branche?

Bei uns dreht sich alles um die Qualität. Natürlich sagt dies jeder Anbieter von sich, doch wir leben sie konsequent, vom Erstkontakt mit dem Kunden bis zur Rechnungsstellung. Das, was wir versprechen, wollen wir auf jeden Fall halten. Das erfordert viel Flexibilität. Diese Stärken heben unsere Kunden immer wieder hervor.

Wie hat sich das Kundenverhalten seit der Gründung 1981 verändert?

Die Kundenbedürfnisse sind grundsätzlich dieselben geblieben: Es muss sauber sein und die Rechnung am Ende fair ausfallen. Der Preisdruck ist gestiegen. Doch es gibt auch Unternehmen, denen Qualität, Flexibilität und gute Arbeitsbedingungen für die Reinigungskräfte wichtiger sind als der tiefst mögliche Preis.

Inwieweit prägen die Digitalisierung und Automatisierung die Entwicklung der Gebäudereinigung?

Wie jede Branche, krempelt die Digitalisierung auch die Reinigungs­branche um. Doch es sind nicht Roboter, die alles übernehmen. Vielmehr sind es Applikationen – Stichwort Smart-Cleaning –, welche die Organisation und die Administration vereinfachen und – ganz wichtig – dem steigenden Bedürfnis nach flexiblen Reinigungsdienst­leistungen in Bezug auf Intervall, Gründlichkeit etc. entsprechen. Die Entwicklung bewegt sich im Spannungsfeld von Kostenoptimierung, Flexibilität, Qualität sowie speziell von «Mensch und Arbeit».

Ohne gut geschultes Personal wird es trotzdem nicht gehen. Wie wichtig ist dies für Hägni?

Schulung und Weiterbildung sind bei uns zentral und auch Teil der Wertschätzung. Mit unserer «Just Clean» Philosophie gibt es viele verschiedene Themen wie z.B. Arbeiten im Team, Auftritt und «No-Goes». Zu all diesen Themen haben wir interaktive Schulungen. Zudem bilden wir die Führungsteam an mehreren Tagen im Jahr weiter, um das Wissen stufenweise nach unten weiterzugeben.

Wie wichtig sind Ihnen Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz?

Nachhaltigkeit ist bei uns in allen Bereichen ‘Ökologie’, ‘Soziales’ und ‘Finanzen’ in der Strategie verankert. Im Bereich 'Ökologie' haben wir gemeinsam mit unseren Führungskräften eine Umwelt-Strategie erarbeitet, die von allen getragen wird. Darüber hinaus sensibilisieren wir unsere Mitarbeitenden für das Thema, denn es geht um das Verhalten jeder und jedes Einzelnen, auch im persönlichen Bereich.

Ich gehe davon aus, dass Sie nicht vorhaben das Unternehmen ewig zu leiten. Haben Sie sich diesbezüglich Gedanken gemacht?

Wir haben das Glück, dass unsere Tochter Nina am Unternehmen interessiert ist. Sie arbeitet seit vielen Jahren in der Firma und ist seit Anfang 2021 gemeinsam mit dem Leiter Unterhaltsreinigung, Domenico Iellamo, in der Geschäftsleitung. Ab 2025 möchte ich mich vollständig auf das VR-Präsidium beschränken und projektbezogen mitarbeiten.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen in Bezug auf Ihre Branche? Was würden Sie sich wünschen?

er Selbstwert der Menschen, die in der Reinigung arbeiten. Ich stelle fest, dass wenn man mit einem Ingenieur spricht, dieser auf seinen Beruf sehr stolz ist. Gebäudereinigern jedoch, auch Vorgesetzten, fällt dies schwerer. Ich würde mir wünschen, dass die Gebäudereinigung noch viel stärker als etwas Wertvolles angesehen wird. Voraussetzung dazu ist etwas mehr Anerkennung und Wertschätzung in der Gesellschaft für diese harte Arbeit.

Vielen Dank für das Gespräch!

Ihr direkter Kontakt

Nina Hägni
Mitglied Geschäftsleitung
nina haegni
Stefan Wagner
Leitung Spezialreinigung
Guido Walliser
Leitung Steinveredelung
guido walliser
Domenico Iellamo
Leitung Unterhaltsreinigung
domenico iellamo
Patricia Böni
Assistentin Geschäftsleitung
patricia boeni